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Mein typischer Arbeitstag in Montreal

*driiiiing* Oh weh, der Wecker. Ist es schon wieder 5:45? Dem Klang nach eindeutig ja! Ich stelle den Wecker aus und denke: Aufstehen ... 10 min später stehe ich auch schon im Bad und mache mich fertig. Gleich kommt Klaus vorbei. Schnell runter, er wartet um 6:20 unten vor der Tür. "Guten Morgen" grummel ich ein wenig verschlafen und wir gehen gemeinsam weiter um die Ecke zur Metrostation vor meiner Tür.

Er sieht wieder verfroren aus, die empfundene Temperatur heute von um die -40 Grad scheint zu wirken. Naja, da hab ich mehr Glück, ich wohn ja fast bei der Metrostation. Und schon gehts runter in die Eingeweide der Stadt und wir gehen an den ganzen Bettlern und Obdachlosen vorbei zum Bahnsteig. Hmm, heute scheint hier keiner auf den Bänken zu liegen, um sich im warmen auszuschlafen. Mal sehen, wie pünktlich die Metro denn heute ist. Irgendwie scheint sie ja jeden Tag einen anderen Zeitplan zu haben und eine Anzeige für die nächste Bahn existiert auch nicht. Da, da kommt die Bahn! Hoffenlich können wir noch irgendwo sitzen. Ja, da, zwei Plätze, nicht nebeneinander, aber immerhin, wir setzen uns hin und fahren die zwei Stationen in der grünen Linie bis zur Umsteigestation. Und wieder die gleichen Gesichter überall auf dem Bahnsteig. Langsam kennt man sie. Ob sie wohl auch uns wiedererkennen? Die kleine Dicke ist immer hier, der Typ auf der Bank da auch. Und die dort steigt sogar auch bei unserer Haltestelle aus. Ein Blick auf die Uhr ergibt: 6:40. Und man hört schon was, da kommt die Metro. Oh nein, ich falle immer noch darauf herein, das ist die Metro über uns und schon strömen eine Menge Menschen zusätzlich auf den Bahnsteig. Puh, das wird langsam voll! Ah, aber da kommt auch schon unsere Metro. Und schnell rein und einen Sitzplatz sichern. Puh, Glück gehabt, heute heißt es sitzen ...

Hoffentlich schlafe ich nicht ein bei der Fahrerei. Immer die gleiche Strecke, das wird langsam doch langweilig. Aber auch diesmal erreichen wir nach 15 min die Haltestelle, an der wir in den Bus steigen. Schnell die Treppen hoch. Na gut, doch nicht schnell, es sind einfach zu viele Leute und wir folgen ihnen in dem von ihnen aufgezwängtem Tempo. Hoffenlich ist der Bus schon da und wir müssen nicht in der Kälte auf ihn warten. Ja, Glück gehabt, er steht schon da und wir hoffen, dass er nicht wegfährt, bevor wir in der Schlange auch noch eingestiegen sind. Ist schon komisch, ich dachte immer, nur in England würden die Leute für den Bus Schlange stehen, aber das ist hier genauso.

Ja, wir kommen noch mit! Wir stehen im Bus und los geht die Fahrt. Gottseidank habe ich einen guten Griff. Das ist ja wichtig hier beim Busfahren in Montreal. Man glaubt tatsächlich, die Busfahrer müssen einen Test machen. Zum Anhalten ist die Mindestvorraussetzung, das jeder mindestens einen Schritt machen muss, um sein Gleichgewicht wieder zu bekommen. Möglichst mehrere oder ein Sturz, obwohl ich das bisher noch nicht gesehen habe. Anscheinend adaptieren die Montrealer das Festhalten so gut, das die Busfahrer immer mehr Schwierigkeiten bekommen und somit wird es immer schlimmer. Bremsen .... ups, fast umgefallen. Ha, und schnell wieder anfahren ... und wieder ein paar Schritte zum Ausgleich. Ein krampfhaftes Festhalten an den Griffen. Puhh, er hat uns wieder nicht geschafft. Scheint hier eine Art Wettkampf zu sein.

Endlich, nach 15 min Fahrt sind wir bei unserer Firma. Na, das ging doch schnell. Um 7:15 schon wieder in der Firma. Jetzt aber auf zum Arbeiten. Kurz noch einen Kaffee geholt (1,40 CAN) und ab ins Büro. Hmm, jetzt haben wir wieder Niemanden hier, der uns reinlassen kann. Wir sind anscheinend zu früh. Naja, warten wir halt, bis uns jemand reinläßt. Scheint hier garnicht so einfach zu sein. Wir sind ja nur NATO Deutschland und da hat man nicht die entsprechende Sicherheitsstufe, um hier alleine hereinzukommen. Begleitetes Arbeiten, das macht Spass ...

Na egal, der Vormittag geht vorbei und es geht zum Mittagessen. Das ist hier nach meiner Meinung wirklich richtig gut, obwohl die Montrealer vom Gegenteil überzeugt sind. Auch die Portionen könnten manchmal etwas größer sein. Nun ja, man kann halt nicht alles haben. Und für ca 3.50 CAN kann man sich ja nicht beklagen. Nach dem Essen schnell jemanden finden, der einen begleitet, damit man wieder zu seinem Arbeitsplatz kommt. Glück gehabt, da sitzen ja noch ein paar Kollegen, die sind auch gleich fertig mit dem Essen.

Und schon sitze ich wieder in meinem Cubicle. Ich frage mich manchmal, wer sich sowas ausgedacht hat. Naja, immerhin eine Wand zum Gang und zu den Kollegen. Hinter mir alles frei und vor mir der riesige Monitor. Eigentlich würde ich mich gerne etwas weiter davon entfernt setzen, aber das ist nicht möglich. Naja, immerhin ein wenig Ersatz für das Sonnenlicht, das am Arbeitsplatz fehlt, da die Fenster 10m weiter an der Wand irgendwo sind. Wenn ich aufstehe, kann ich sie sogar sehen.

Einige Kaffee später ist dann der Tag hier zu Ende (16:00) und es geht wieder nach Hause. Langsam wird einem bewußt, dass es da draußen doch so verdammt kalt war. Egal, man muss noch bis zur Busstation. Einmal unter der Strasse durch, gut, die Treppen sind geräumt und es ist nicht mehr viel Eis drauf. Hoffenlich kommt jetzt der Bus bald! Nach ca. 5 min ist der auch da. Gottseidank steht hier ein kleines Häuschen, das wenigstens vor dem Wind schützt. Da ist es dann nicht ganz so kalt. Da kommt der Bus und das Spielchen geht wieder los. Auch diesmal schafft es der Fahrer trotz größter Anstrengungen nicht, uns umzuschmeißen. Natürlich stehen wir wieder, weil der Bus völlig überfüllt ankommt. Bei der Metrostation heißt es dann, schnell umsteigen. Erstmal wieder die ganzen Treppen runter in die Unterwelt (wieder mitten in den Massen von Arbeitern) und dann noch ein paar Minuten auf die U-Bahn warten. Sie kommt und es gibt sogar noch freie Plätze. Ich freue mich und setz mich sofort. Nach einiger Zeit erreicht sie dann wieder die Umsteigemöglichkeit und ich wechsel von der orangenen auf die grüne Linie. Auch hier muss ich natürlich noch ein paar Minuten warten, aber so langsam kenn ich das ja. Puhh, die Metro fährt ein und ich gehe an Bord. Noch zwei Stationen, dann kann ich wieder an den Bettlern und Pennern vorbei an die Oberfläche gelangen. Schön, hier friert man sich wieder den Ar... ab. Na gut, ist auch nicht mehr schlimm, da kommt ja schon die Eingangstür ins Blickfeld, schnell rein. Endlich zu Hause, jetzt noch schnell in den 7. Stock (ich wohne ja nicht so hoch hier) und rein in mein Appartement.

Ich schau mich um, die Temperatur ist auf 17 Grad gefallen, während ich arbeiten war und die Einrichtung noch genauso schäbig, wie heute morgen. Wieso wollte ich eigentlich wieder in mein Appartement?

 

 
   

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